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Vor 1950 am Siebenfahrerhof im Sarntal

Von Fritz Jörn

Mit mei­ner klei­nen Notebook-Schreibmaschine sit­ze ich in der Stube am Siebenfahrerhof. Draußen zieht herbst­li­cher Nebel durch das Sarntal. Die elf Perlhühner des Bauern schrei­en, als ging’s ihnen an den Kragen. Solche Viecher hat­ten wir damals nicht. Ich will erzäh­len, wie es um 1950 hier war, oder halt, wor­an ich mich noch erinnere.

Die Bauern und die ›Herrschaft‹ am Hof

Damals war ich neun Jahre alt. Ich ging in Bozen zur Schule. Meine Großeltern wohn­ten in der Stadt, in der St.-Johann-Straße, die dann auf ein­mal Cavour-Straße hieß. Im Sommer leb­ten wir ganz »am Hof« im Sarntal. Dort hat­ten wir einen Teil des ers­ten Stocks für uns aus­ge­baut, zunächst nur eine Küche, ein Wohn- und ein Schlafzimmer. Großmutter moch­te ohne­hin lie­ber im Wohnzimmer schla­fen. Später kamen wei­te­re Zimmer dazu, und dann man­che wie­der weg.
Der Bauer, Pächter auf Halbpacht, leb­te mit sei­ner Familie im Erdgeschoss. Louis (oder Luis, eigent­lich Alois) Kofler hat­te sechs Kinder, auch in mei­nem Alter, Rudolf (jetzt in Diedenheim bei Bruneck), Anna (in Latsch im Vintschgau), Klara (ver­hei­ra­tet in Borca di Cadore, Provinz Belluno), Jakob (ledig in Fischbachau in Bayern), Hermann (Percha bei Bruneck) und Rosa, die hat spä­ter im Tal gehei­ra­tet, Josef, einen Sohn des dama­li­gen Holzarbeiters bei uns und spä­te­ren Pächters Noë Spögler. Hier am Hof haben sie sich ken­nen­ge­lernt.
Die Mägde und die Knechte hat­ten im ers­ten Stock ihre Zimmer, jeweils eines, lang­ge­zo­gen und durch das Treppenhaus getrennt. Ein Lattenverschlag auf der Nordseite umfass­te die bei­den Plumpsklos mit Holzdeckel, eines für die Weiberleut’ und eines für die Mander. Wir haben dann das eine für uns genom­men, als es immer weni­ger Mägde und Knechte gab. Die Eltern Kofler hat­ten auf der Südseite an der Schlafkammer im Erdgeschoss neben der Stube ihren gemau­er­ten Erker für die Notdurft. Auch der ist längst weg.

Die Holzwasserleitung

Am Hof gab es bis 1949 weder Strom noch Telefon. Das Wasser wur­de in einer lan­gen Holzwasserleitung von meh­re­ren Quellen auf der Sonnseite, haupt­säch­lich vom auf­ge­las­se­nen Brandtler-Hof ober­halb Haselbrunn, unse­rem nächs­ten Nachbarn, bis zu unse­rem Trog geführt. Ich erin­ne­re mich, wie immer wie­der die Holzrohre erneu­ert wer­den muss­ten. Zuerst mit kur­zen Bohrern, dann mit immer län­ge­ren wur­den gera­de gewach­se­ne Föhren aus­ge­höhlt, und wenn man dabei dane­ben bohr­te, so war’s ein Ärger. Vorne wur­den die Leitungsstücke ange­spitzt und sahen aus wie über­gro­ße Bleistifte ohne Miene, und hin­ten pass­te das nächs­te Stück hin­ein. Das ließ Kurven zu. Viel Wasser ging ver­lo­ren. Und kühl war unser »Brunnen« auch nicht, wenn das Wasser ankam.
Im Haus gab es kein »flie­ßen­des Wasser«. Man wusch sich im run­den Lavoir auf einem Waschtisch im Schlafzimmer, meist mit kal­tem Wasser aus der Kanne aus Steingut. An irgend­wel­ches Baden kann ich mich nicht erin­nern – was mei­ne alpi­ne Reinlichkeit für­der­hin wohl geprägt hat.

Licht und Kraft

Als Licht ver­wen­de­te man schlecht leuch­ten­de Petroleumlampen, sie hin­gen von der Holzdecke und ruß­ten. Andere Lampen hat­ten einen Spiegel und hin­gen an der Wand. Jeden Tag muss­ten die dün­nen, fla­schen­för­mi­gen Glaszylinder innen geputzt wer­den. Davor hat­te ich Angst, denn sie bra­chen sehr leicht. Richtiges Licht kam von Karbidlampen. Sie waren aus Messing und brann­ten mit einem hel­len, scheuß­li­chen, che­misch stin­ken­den Licht. Das weiß­li­che Karbidpulver hat uns Kindern Freude gemacht, denn es ließ Flaschen zer­sprin­gen, wenn man es mit Wasser ver­setz­te, fast wie eine Ladung Schwarzpulver.

Mariannen-Kastanie, Foto Fritz Jörn, 1964

Transport und Kraft kamen aus­schließ­lich von Mensch und Pferd. Ein stei­ler Karrenweg führ­te von der Staatsstraße an der Tanzbachbrücke auf den Hof hin­auf, in der Hitze an der gro­ßen Kastanie vor­bei, heu­te noch ein impo­san­ter Baum, der damals ganz frei stand (Foto von mir, 1964). Gefahren wur­de aus­schließ­lich mit ein­ach­si­gen Wagen und einem Haflinger-Pferd davor. In der Ebene mag das anders gewe­sen sein. Hier in den stei­len Bergen muss­ten die Wagen leicht sein und wen­dig. In den damals oft noch stren­gen Wintern wur­de das Pferd vor den Hornschlitten gespannt.

Die Räder an den Wagen konn­te man nach Ziehen eines höl­zer­nen Stifts, des Lu oder Luh, ein­fach abneh­men. Das geschah, um den Wagen auf der Schräge der Wiese oder des Ackers beim Aufladen etwas ebe­ner zu stel­len: Das Rad wur­de an der Oberseite abge­macht und unter das Rad auf der Talseite geklemmt. Fuhr man spä­ter weg, so muss­te man mit­lau­fen und den Wagen von unten stüt­zen. Zu jedem Wagen gehör­te – jeden­falls beim Heuführen – ein eben­so lan­ger Balken mit ein paar Querstreben an jedem Ende, der Wiesbaum. Er wur­de oben über das Heu gelegt und mit leder­nen, gezopf­ten Riemen nach unten gespannt; dafür steck­te man Prittel oder Pritteln (viel­leicht kommt der Name von Bretteln?) in eine dreh­ba­ren Spannrolle – wir hat­ten das nicht. Bei uns schlang sich einer den Riemen um den Bauch und ritt damit den Wagen hin­un­ter, bis gespannt genug war. Die Riemen hat­ten an einem Ende ein höl­zer­nes Öhr, das wie ein gro­ßes Weberschiffchen aus­sah, den Spohl oder Spahl. Daran war mit einem schö­nen Knoten der Lederriemen fest­ge­macht. Das ande­re Ende ließ sich dann durch ein läng­li­ches Loch im Spohl zie­hen und her­um­wi­ckeln, damit es sich nicht lös­te.
Im Stadel waren wie heu­te die Ställe für das Vieh zu ebe­ner Erde, das Heu und Stroh – viel Stroh damals noch! – lager­te dar­über. Und Heuhüpfen war bei Kindern so wie heu­te sehr beliebt.

Der Stall

Der Stall war viel nied­ri­ger. Das Vieh muss­te von oben fres­sen – beim Haselbrunner ist heu­te noch ein Stück so eines alten Stalls zu sehen, unse­rer wur­de im Mai 1953 ganz erneu­ert und höher gemacht. Zum Tränken wur­de das Vieh zum Trog am Hof getrie­ben. Wir hat­ten zwei hin­ter­ein­an­der­ge­schal­te­te höl­zer­ne Tröge, den ers­ten fürs Vieh, den zwei­ten zum Waschen. Die Mistleg’ war mit­ten am Hof – ein flie­gen­för­dern­des, stin­ken­des und braun vor sich hin rin­nen­des Ungetüm, das mei­ne seli­ge Großmutter bei ers­ter Gelegenheit, eben dem Umbau des Stalls, auf die ent­fern­te Seite des Stadels verbannte.

Rechts neben dem von Marianne Spraiter geplan­ten – doch nie gebau­ten – Süderker sieht man das Plumpsklo der Bauern (gemau­ert, im Gegensatz zu den höl­zer­nen auf der Nordseite der Knechte und Mägde) und links die Abwasserausgüsse der bei­den Küchen.

Die Küche

Gekocht haben die Bauern in der gro­ßen, heu­te denk­mal­ge­schütz­ten Küche, aber nicht mehr am offe­nen Feuer wie vor dem Krieg, son­dern schon auf einem rie­si­gen »Sparherd« aus Gusseisen, Blech und Emaille. Darin brann­te die meis­te Zeit das Holzfeuer und wärm­te in einem Becken mit schön geputz­tem Kupferdeckel Wasser fürs Kochen und Spülen. Die Ofenringe lie­ßen sich dem Durchmesser der Töpfe und Pfannen anpas­sen, sodass mehr oder weni­ger heiß gekocht wer­den konn­te. Ursprünglich hat­ten aus der Küche zwei offe­ne, sich nach oben ver­jün­gen­de Kamine bis aufs Dach geführt, schon um räu­chern zu kön­nen. Der ers­te Kamin wur­de bald geschlos­sen (und dar­aus im ers­ten Stock ein Badezimmer für uns), der zwei­te führt seit der Einführung der Sparherde gemei­ne Ofenrohre in sich.
Hatte man nach dem Spülen oder Säubern Wasser übrig, so wur­de das nicht wie ganz frü­her ein­fach im hohen Bogen aus dem Fenster geschüt­tet: In den Küchenfensterbrettern waren Abläufe ein­ge­rich­tet, die das Wasser selbst im Winter ordent­lich – oder eini­ger­ma­ßen ordent­lich – nach drau­ßen führ­ten. In der Küche oben ist das noch zu sehen.
Zu essen gab es bei den Bauern immer für alle zusam­men. Sie saßen mit ihren (anfangs) zwei Knechten und zwei Mägden und den vie­len Kindern am gro­ßen Tisch in der Stube. Das Essen wur­de von der Küche her durch­ge­reicht – von wo aus man bis heu­te den gro­ßen Stubenofen heizt. Jeder hat­te sein eige­nes Besteck, zum Teil schö­ne Messer mit geschnitz­ten Horngriffen und kreis­run­de Löffel, mit denen aus der gemein­sa­men Suppenschüssel in der Mitte des Tisches geschöpft und gleich geges­sen wur­de. Die Gabeln hat­ten ursprüng­lich immer nur zwei Zinken. Für Salat und etwa zum Knödelessen hat­te man Reinaluminiumteller, stets leicht ver­beult.
Ich erin­ne­re mich, dass es ein­mal Polenta gab, sonst ja ein Essen ein­fa­cher Italiener und in den Bergen nicht hei­misch – jeden­falls bevor über­all Mais ange­baut wur­de. In der gro­ßen, run­den Pfanne über­deck­te eine Schicht flüs­si­ger Butter den halb­fes­ten, dun­kel­gel­ben Brei. Vorsichtig wur­de hin­ein­ge­langt und dar­aus gegessen.

Beten und essen

Gebetet wur­de viel, beson­ders zum Essen. Wir haben eine Glocke am Dach, die mein Großvater dem 1943 am Ende des Krieges nach Nordtirol abge­wan­der­ten Pächter Karl Kofler, einem ent­fern­ten Verwandten des Louis, gegen gutes Geld wie­der abge­nom­men hat­te. Ein Seil führ­te von der Stubentür durch den ers­ten Stock bis hin­auf ins ble­cher­ne Glockenhäuschen mit dem Wetterhahn dar­auf. Einer muss­te wäh­rend des Gebets immer läu­ten, wenigs­tens drei Mal am Tag und am Freitag sogar ein­mal öfter. Auch gegen Gewitter hal­fen Gebet und Läuten. Dass in der Stube ein Kruzifix hängt und an der Tür ein Weihwasserbecken, das ist noch heu­te so.
Die Kapelle, die wir auf der Unterseite des Hauses haben, und die damals noch mit einem klei­nen, baro­cken Altar aus­ge­stat­tet war – heu­te ist der »geplün­dert«, die Figuren sind ver­teilt –, die­se Kapelle habe ich nie in Aktion gese­hen. Geweiht ist sie schon lan­ge nicht mehr …
Gearbeitet haben die Leute damals alle Tage bis auf den Sonntag zehn Stunden lang. Oder gab’s schon am Samstag Nachmittag zuwei­len Ruhe? Ich erin­ne­re mich noch, wie dann die Knechte am Hof saßen und ihre höl­zer­nen Schuhe, die »Knospen«, schnitz­ten, meist aus Zirbenholz. So hat­ten sie alle Maßschuhe. Vorsichtig muss­te der Rand aus­ge­kerbt wer­den, denn dort nagel­te man zum Schluss mit U‑förmigen Drahtstiften das gekauf­te schwar­ze Oberleder fest; man­che Bauern mach­ten sich ihr Leder auch selbst. Unter die höl­zer­ne Sohle kamen zwei Stege aus Eisen.
Wir Kinder hat­ten Rodelschlitten, nicht städ­ti­sche aus dampf­ge­bo­ge­nen Latten, son­dern eher kur­ze, stör­ri­sche mit geschnitz­ten Kufen und einer klei­nen, hohen Sitzfläche. So ein Schlitten war spä­ter für mich im Internat in Bayern mei­ne größ­te Freude, denn er war leicht zu tra­gen und wen­dig bei der Abfahrt. Heutzutage sind die Winter ja nicht mehr so kalt …

Sonntagssitten

Am Sonntag traf man sich im Dorf. Sonntag war der Tag, an dem die Bauern, die Familien, die Knechte und Mägde ganz gewiss abstie­gen von ihren Höfen, nach­dem sie sich zurecht gemacht hat­ten, in ihren Trachten, frisch­ge­wa­schen, frisch­ra­siert, her­aus­ge­putzt für Nachbarn, Heiratswillige und den lie­ben Herrgott. Nach der Kirche – die Männer stets rechts, die Frauen links in den Bänken, die heu­te noch so knapp sind, dass man eigent­lich fort­wäh­rend kniet – ström­ten alle auf den Kirchplatz hin­un­ter. Bevor aber das gegen­über­lie­gen­de Gasthaus Schweitzerwirt (oder eines der zahl­rei­chen ande­ren, je nach Gewohnheit) auf­ge­sucht wur­de, blieb man dicht­ge­drängt am Platz ste­hen, wand­te sei­ne Augen süd­wärts hin­auf zum Balkon des Rathauses, von dem »ver­le­sen« wur­de wie von einer Freilichtkanzel. Dort oben trug der Bürgermeister – oder war’s ein Ortssprecher? – die amt­li­chen Verlautbarungen vor, dis­kus­si­ons­los, ver­steht sich. (Darunter, auf den Treppen zum Rathaus, stan­den spä­ter ger­ne die Fremden mit ihren Teleobjektiven, blick­ten und klick­ten in die Menge.)
Wie alle Geschäfte war der Gemischtwarenhandel Rott, dem Rathaus gegen­über, am Sonntag Vormittag offen. Die Frauen kauf­ten ein, Feigenkaffee viel­leicht, um eine dama­li­ge Rarität her­aus­zu­grei­fen. Die Männer bespra­chen sich der­weil im Gasthaus bei einem über­voll ein­ge­schenk­ten Glasl Roten oder spiel­ten schnell eine Runde Schafskopf, ganz wie heu­te noch, obwohl das Telefon und die all­ge­mei­ne auto­mo­bi­le Beweglichkeit »Marktplätze« die­ser Art nicht mehr nötig macht, höchs­tens im Internet. Auch mein seli­ger Großvater hat­te sei­nen Sonntagsstammplatz in Sarnthein (wochen­täg­lich in Bozen, im Kaffee Kusseth): den Bruckenwirt, und dort die Veranda. Da war es für ein Lokal unge­wöhn­lich hell und freund­lich, zudem tat und tut eine Backerbsen- oder Fritattensuppe am Sonntag früh schon gut.
Großvater zog stets sein fort­lau­fen­des Quartheftchen und sei­nen beim Ammon am Bozner Rathausplatz gekauf­ten Bleistift her­aus, einen gebrauch­ten – also taschen­kur­zen –, hand­ge­spitzt mit dem eige­nen Federmesser, wen­de­te die schüt­zen­de Blechkappe nach hin­ten, und begann sei­ne Agenda abzu­ar­bei­ten. Viele sei­ner Eintragungen waren in alt­mo­di­scher Stenographie, heu­te ganz unles­bar. Den Bauern bot er stets Zigaretten an, Nazionali aus ihren grü­nen Packungen, die er, ein strik­ter Nichtraucher, zu die­sem Zweck kauf­te. (Großmutter rauch­te die bes­se­ren »Smart« aus Österreich). Schnell noch ein Kuriosum: Nach dem Krieg waren Feuersteine sehr gesucht und viel wert als Währung, denn beim ita­lie­ni­schen Zündholzmonopol waren Feuerzeuge ver­bo­ten, die jedoch jeder hatte …

Ackerbau

Am Hof gab es Ackerbau und Viehzucht, es gab, als wir Strom beka­men, ab Anfang 1950 eine Mühle und immer schon einen Backofen in einem getrenn­ten Häuschen – wohl wegen der Feuergefahr.
Einmal im Monat wur­de Brot geba­cken, fri­sches zum als­bal­di­gen Verbrauch und tro­cke­nes für die rest­li­che Zeit; das wur­de in Reusen am Dachboden getrock­net. Der Bauer muss­te nur Salz und viel­leicht Wein kau­fen. Alles ande­re zum Leben Nötige pro­du­zier­te er selbst, bis hin zum Mohn, den wir Kinder aber nicht auf­su­chen durf­ten. Er wur­de an einer expo­nier­ten Landzunge, am »Hundskragen«, ange­baut. Vor Gebrauch wur­den die Mohnkörner durch den Fleischwolf getrie­ben. Ganz klei­ne Kinder beka­men schon ein­mal zur Beruhigung einen Lutscher mit Mohn drin – ein­fach ein Stück Leinen her­um­ge­wi­ckelt.
Für Wunden aller Art hat­ten die Bauern eine selbst­ge­mach­te, kleb­ri­ge, schwar­ze Paste aus Fichtenharz ohne Zusätze – die bes­te Zugsalbe! Anderenorts wur­de noch das Pech (Harz) von Lärchen gesam­melt. Dazu bohr­te man die Bäume an, steck­te einen Stopfen hin­ein, und fing spä­ter das »Lerget« oder »Lärget« auf. Man konn­te Seife dar­aus machen.

Pflügen am Lehen Anfang Mai 1963

Auf den Äckern wur­den der Reihe nach – der »Fruchtfolge« nach – ver­schie­de­ne Getreidesorten und der nied­ri­ge, anspruchs­lo­se Buchweizen, hier Plenten genannt, ange­baut, also: Weizen, Roggen Hafer, Gerste, Plenten, Luzerne als Kraftfutter, Mohn und spä­ter Kartoffel und Mais (Kukuruz). Der größ­te Acker war zugleich der steils­te, die Leit’n (Leite) unter Haus und Stadel. Auch gegen­über, beim Eyrnberger, konn­ten wir der Arbeit auf den Feldern zuse­hen; wenn sich das Vieh dort in einen der Äcker ver­irr­te, haben wir hin­über­ge­ru­fen. Übrigens: Das ers­te, gute Heu nennt sich in Tirol Heu, die zwei­te Mahd dann Grummet, eine drit­te abfäl­lig Pofel.
Gepflügt, geeggt, und vor allem ›Erde geführt‹ wur­de aus­schließ­lich mit Pferden, wobei beim Pflügen zwei Pferde neben­ein­an­der­ge­spannt wur­den. Gesät hat dann immer nur der Bauer selbst. Das war eine hei­li­ge Handlung, wobei ich mei­ne, dass es gar nicht so ein­fach ist, so mit der weit aus­schwin­gen­den Hand das Saatgut gleich­mä­ßig zu ver­tei­len. Meine Großeltern hat­ten ein Bild von Egger Lienz, da sät ein Bauer. Das hat mir gro­ßen Eindruck gemacht. (Das Bild hat jetzt mein ›klei­ner‹ Bruder.)

Hafer schnei­den am Lehen, 1964

In den Fotos aus den Jahren 1963–64, Pflügen am Lehen Anfang Mai 63, und 1964 eben­dort Hafer schon mit der Mähmaschine schnei­den sieht man Noe Spögler (1. 1. 1911 – 7. 12. 2005), mit im Bild wohl Seppl und Rosa.
Das Erdeführen kennt man in der Ebene nicht. Aber auf stei­len Äckern ist es heu­te noch nötig, denn die Scholle wird beim Pflügen tal­wärts gewor­fen. Außerdem wäscht Regen und Wetter Erde und Steine immer hin­un­ter. Also muss Jahr für Jahr die Krume am unte­ren Ende des Ackers auf­ge­la­den und an den obe­ren Rand gefah­ren wer­den, eine har­te Arbeit. Ich sehe noch die Pferde immer ein Stück weit den Berg hin­auf spur­ten, dann pau­sie­ren, und dann wie­der ein wenig wei­ter zie­hen. Die Menschen scho­ben mit. Heute hat man nur mehr wenig Äcker. Die beson­ders stei­len wur­den zuerst auf­ge­ge­ben. Und wenn Erdeführen nötig ist, dann wird das senk­recht den Berg hin­auf mit der Seilwinde gemacht.
Bei der Getreideernte wur­den die Halme vor­sich­tig mit der Sichel geschnit­ten. Ein kur­zer Handrechen gehör­te dazu. Das Stroh wur­de zu Garben gebun­den, um die Mitte gehal­ten mit ein paar Halmen. Aus den Garben stell­te man Mander (Männer), hier »Hocken« genannt, zum trock­nen auf. Sollten die Garben spä­ter für das Strohdach des Stadels ver­wen­det wer­den, so muss­ten sie beson­ders schmal gebun­den wer­den. Getreide und ande­res Schüttgut wur­de in Scheffeln getra­gen – denen, die in der neu­en Bibelübersetzung inzwi­schen »Eimer« hei­ßen. Allerdings hat­ten sie an einer Stelle eine län­ge­re Daube mit einem Loch zum Greifen. Die Maßeinheit dazu war ein Star.
Dass Sensen und Sicheln, also alles Dünne zum Schneiden, beson­ders gepflegt wer­den muss, das erlebt man noch heu­te, das brau­che ich nicht zu beschrei­ben: die­ses rhyth­mi­sche, sei­ten­wech­seln­de Schärfen der Sense beim Mähen auf dem Feld mit dem nas­sen Wetzstein aus dem Köcher – Kumpf genannt – am Rücken, und das all­abend­li­che Dengeln auf einer Sitzbank mit fuß­ge­trie­be­nem Dengelapparat.

Der Göpel

Dreschen und häck­seln geschah auf der Tenne im Stadel. Dazu hat­te man ein­fa­che Maschinen. Die Maschinen muss­ten ange­trie­ben wer­den, und Elektromotoren gab es man­gels Strom damals nicht am Siebenfahrer. Die Windmühle (die die Spreu vom Weizen trennt) wur­de ja von Hand gedreht. Für die ande­ren Maschinen hat­ten wir eine Transmission ganz oben im Stadel, eine dre­hen­de Achse mit plat­ten Rädern dran, von der aus brei­te Treibriemen glatt (oder ein­mal gewen­det) zu den höl­zer­nen Rädern der jewei­li­gen Maschine führ­ten. Die Riemen wur­den ordent­lich mit Pech beschmiert, spran­gen aber den­noch immer wie­der ab. Da war man bes­ser nicht in der Nähe. An einer Stelle waren die Riemen mit Häkchen und einem fle­xi­blen Querstift zum Ring ver­bun­den.
Angetrieben wur­de das Ganze durch einen Göpel (»Göbbel«) ober­halb des Stadels, des­sen Grundmauer heu­te noch zu sehen ist. Das war ein klei­nes, vier­ecki­ges, höl­zer­nes Haus auf der Höhe der Transmission im Stadel, mit einer zen­tra­len, dreh­ba­ren Achse. Ein Pferd muss­te dort die gan­ze Zeit an einer Stange im Staub rund­her­um gehen. Auf der Stange war ein Brett. Auf dem Brett saßen wir Kinder gern. Die Pferdestärke wur­de dann über ein lan­ges Seil in den Stadel zur Transmission gelei­tet.
Gehäckselt wur­den nicht nur Stroh als Streu son­dern auch klei­ne­re Lindenäste. Die fri­schen wur­den not­falls für Futter ver­wen­det. Die Häckselmaschine nann­te sich des­halb auch Gsod-Maschine, denn dann wur­de aus Kleingehäckseltem ein Sud gemacht und mit Kraftfutter den Kühen gege­ben, auch schon ein­mal direkt unge­kocht den Pferden ver­füt­tert – das habe ich aber bei uns nie erlebt. Im Herbst »schnar­te­te« (oder »schnar­tel­te«) man die Lindenbäume, die den ebe­nen Weg zur Noagwies (heu­te zum Bildstock an der Gemeindestraße) säu­men. Dort war auch unser »Schwammerlplatz«, wo wir Herrschaftliche täg­lich Herrenpilze (Steinpilze) sam­meln konn­ten, bis sie eines Jahres ganz aus­blie­ben. Ich glau­be, die Bauern aßen damals nur Pfifferlinge, und waren an ande­ren Pilzen nicht inter­es­siert. Wir moch­ten die Steinpilze, und Großvater lieb­te wie ich die Blutreizker, gebra­ten und gesal­zen als Extra-Vorspeise.

Zäune

Die Zäune waren am Hof lei­der nie sehr kunst­voll. Einige Rankenzäune hat­ten wir aber: Da wer­den die Längsstangen von schrä­gen Stöcken gehal­ten, je Stange jeweils zwei auf jeder Seite. In Penns drin­nen – im Tal gibt es drau­ßen und drin­nen, nicht unten und oben –, da gab es »Teufelszäune« ganz ohne Längsstangen: mit einer drit­ten kur­zen Stange, die zu den bei­den ande­ren wie der drit­te Strang eines Geflechts dazu­kommt, wur­den die­se Zäune fort­ge­führt. Sie waren so eng, dass selbst der Teufel nicht durch­kam, und oben hat­ten sie gegen ihn über­all die Spitzen die­ser »drit­ten« Stangen herausstehen.

Holzarbeit und Holzführen

Und wie war es damals im Wald? Auch hier gab es kei­ne Energiequellen, nur Mensch und Tier und Bäume, die Großvater zwi­schen den bei­den Weltkriegen unge­stört hat­te wach­sen las­sen. Zum Fällen muss­ten die Bäume von jeweils zwei Waldarbeitern mit lan­gen Handsägen, Blochsägen, Zug um Zug und hin und her geschnit­ten wer­den. Das hat lan­ge gedau­ert und hör­te sich gut an, mit lan­gem Ritsch und lan­gem Ratsch, das ging nicht wie heu­te hur­tig mit der knat­tern­den Motorsäge. Das Schärfen der Sägen war eine Kunst – so wie es heu­te bei Motorsägen auch ist. Ein kana­di­scher Erfinder – oder ein Amerikaner? – hat­te die Sägezähne wech­sel­wei­se schräg gestellt und dazwi­schen eigens Zähne zum Herausräumen der Späne vor­ge­se­hen. Die sahen mir aus wie die Zinnen einer Burg. Besonders bei Lärchen kleb­te die Säge oft am Harz fest – über die­ses Lärget habe ich schon geschrie­ben –, dann muss­te mit Wasser geschmiert wer­den, zuwei­len mit per­sön­li­chem.
Die Bäume wur­den im Winter, wenn der Boden gefro­ren war, den Weg ent­lang zu Tal gezo­gen, vor­ne das Pferd mit der »Protze« mit zwei höl­zer­nen Rädern, spä­ter mit Gummirädern, oder mit einem Schlitten. Dann kamen die Stämme, »Museln« genannt, und schließ­lich hin­ten viel­leicht klei­ne Rädchen als Roller. Waren die Waldwege steil, bei uns etwa der von den Schragen auf den obe­ren Stall, dann saß vor­ne ein Mensch auf einem Hörnerschlitten. Das war lebens­ge­fähr­lich, beson­ders an Stellen, an denen der Weg um den Bergrücken her­um führ­te. Da konn­te die Ladung ein­fach gera­de­aus wei­ter schie­ßen, der Führer vor­ne dran ins Unglück. Weit woll­te man das Holz so nicht trans­por­tie­ren. Seilwinden, beson­ders motor­ge­trie­be­ne, gab es damals nicht. (Die ers­te Seilwinde kam im Juni 1950 auf den Hof.)
Noe Spögler und Hugo Luis an der Talstation 1968 Zur Staatsstraße gelang­te das bes­se­re Holz über eine »Bremse«, eine Seilbahn mit zwei Tragseilen und einem umlau­fen­den Zugseil. Großvater hat­te sie im Frühjahr 1947 bau­en und gut mit dun­kel­brau­nem, süß­lich stin­ken­den Karbolineum imprä­gnie­ren las­sen. Oben am Berg und unten an der Straße, wo das Zugseil wen­de­te, wur­de das zuge­hö­ri­ge Umlaufrad mit Holzklötzen so gebremst, dass die Lasten lang­sam zu Tal fuh­ren. Auf der gan­zen Strecke zwi­schen obe­rem Stall und Holzplatz unter der Staatsstraße hin­gen meh­re­re Lasten und gegen­über genau­so vie­le lee­re Laufkatzen. Ganz zum Schluss lud man min­de­res Holz auf, denn das blieb bis zum nächs­ten Winter hän­gen, sonst hät­te man die Bahn ja nicht wie­der in Gang set­zen kön­nen. Ein Paket hing immer über dem Langacker …

Noe Spögler und Hugo Luis an der Talstation, 1968

Verständigt haben sich die Arbeiter zwi­schen den Stationen – wir hat­ten auch eine Zwischenstation unter­halb des mitt­le­ren Stalls – mit Schlägen auf das Tragseil oder spä­ter mit bat­te­rie­ge­trie­be­nen Feldtelefonen aus dem Krieg. Die Tragseile waren durch die höl­zer­nen Böcke elek­trisch so gut iso­liert, dass man dar­über spre­chen konn­te. Wollte man tele­fo­nie­ren, so muss­te man zuvor kräf­tig an der Handkurbel dre­hen. Einfache Signale wur­den auch nur so über­mit­telt, oft aller­dings nicht ganz ein­deu­tig, was zuwei­len zu Unfällen führ­te. Am 14. Juli 1951 wur­de mit die­ser Seilbahn übri­gens das ers­te Wasserleitungsrohr für die neue Wasserleitung auf den obe­ren Stall gebracht (Alben/Siebenfahr 2/33.jpg). Das Bild stammt aus dem Jahr 1968: Noe Spögler und Hugo Luis an der Talstation (Alben/Siebenfahr 5/…01.jpg).

Am Fuß der Tanzbachbrücke hat­te auch der Nörderer aus Gießmann die Talstation sei­ner Seilbahn. Der ers­te Bock war aus­nahms­wei­se aus Metall. Er steht wohl noch immer über dem heu­ti­gen Porphyr-Steinbruch am Tanzbach.

Das Drahteln

Dennoch war der Seilbahnbetrieb viel weni­ger gefähr­lich als das »Drahteln«. Dafür wur­de ein Draht, der ja im Gegensatz zum gefloch­te­nen Seil recht glatt ist, von einem Höhenrücken zum ande­ren gespannt. Einen Meter lan­ge Holzstücke – län­ge­re lie­ßen sich so nicht zu Tal brin­gen – wur­den mit Seilen zu Bündeln geschnürt und an einem höl­zer­nen Haken auf die­sem Draht sau­send hin­un­ter gelas­sen. Einer hing sie oben auf, ein ande­rer muss­te sie unten wie­der abhän­gen – wenn sie nicht ohne­hin vor lau­ter Schwung am unte­ren Bock in Stücke zer­bars­ten, trotz vor­ge­häng­ter Autoreifen. Weil man kei­ne Zwischenböcke machen konn­te wie bei Seilbahnen, die ihre Last auf Rollen füh­ren, war es schwie­rig, die Drähte geschickt zu span­nen. Notfalls muss­te an einem Eck von einem Drahteldraht zum nächs­ten umge­hängt wer­den, etwa am Mühleck am Weg hin­un­ter zur Noag Wies, wenn das Holz von einem Schlag am Osterbach oder vom Engelberg kam und zur Staatsstraße soll­te. Das Umhängen war über­haupt das Allergefährlichste. Wenn der Mann damit in Verzug kam, so saus­te ihm schon wie­der die nächs­te Last von oben ent­ge­gen. Die lee­ren Haken und Seile muss­ten zwi­schen­durch wie­der hin­auf getra­gen wer­den. Vielleicht sind noch wel­che bei uns am Dachboden. Inzwischen haben Schleifholz und schon gar Brennholz nicht mehr den Wert, dass Drahteln dafür stünde.

Nachts im Wald

Die Waldarbeiter, die damals noch nicht mit Motorrädern oder Autos in den Wald fuh­ren, blei­ben die gan­ze Woche über im Wald. (Pkws hie­ßen im Gegensatz zu Lkws »Luxuswagen«.) Die Arbeitszeit war ja auch danach. Mittags koch­ten sie sich viel­leicht ihren Speck mit Eiern an einer impro­vi­sier­ten Feuerstelle: Ein fla­cher Stein wur­de neben dem Feuer hoch­ge­stellt und mit einem Ast im Boden fest­ge­hal­ten. In den Ast hat­te man zuvor eine Kerbe gehackt, damit der auf dem Stein auf­lie­gen­de Pfannenstiel sich dort von unten abstüt­zen konn­te. In der Nacht schlie­fen die Holzarbeiter in eigens von ihnen gezim­mer­ten »Holzmanderhütten«. Das waren bes­se­re Verschläge, Dachpappen-gedeckt und ‑umwan­det, mit einem stroh­ge­deck­ten Lager und einer Feuerstelle je Person, dazwi­schen ein klei­ner Gang. Das Feuer war berg­sei­tig, die »Betten« rag­ten in Richtung Tal. Gekocht hat jeder immer selbst. Nur ein­mal, als wir ita­lie­ni­sche Maurer für den Bau der Quellfassung im Wald hat­ten, da haben die bei­den immer gemein­sam ihre Nudeln gekocht …

Wasserkraft und Strom

Vieles hat sich dann Anfang der fünf­zi­ger Jahre durch den Bau der Wasserkraftwerke geän­dert. Zunächst wur­den 1949 und 1950 die Stollen durch den Berg gebohrt, in unse­rem Fall von Bundschen prak­tisch ganz bis Bozen. Am ›Weg‹ waren Auslässe und Zuführungen von Bachwasser vor­ge­se­hen, also beim Tanzbach und beim Osterbach. (Im Juli 1962 wur­de die dor­ti­ge Wasserüberführung als Attentat gesprengt und spä­ter in den Berg ver­legt). Beim Bau der Leitung stan­den auf unse­rer Noag Wies – sie ist heu­te ganz bewal­det – die gro­ßen die­sel­ge­trie­be­nen Druckluftkompressoren, die ihre Kraft über Rohre und Schläuche zu den Arbeitern in den Stollen brach­ten. Viele die­ser Arbeiter sind übri­gens Jahre spä­ter qual­voll an der Staublunge gestor­ben, denn der Atemschutz wur­de oft ver­nach­läs­sigt.
Jedenfalls blieb durch die Sprengungen im Berg das Wasser unse­rer Quellen auf der Sonnseite aus, sodass wir eine Subvention für eine neue, moder­ne Wasserleitung von der Schattseite her beka­men. Seit damals, seit 1952, hat der Hof eine Beregnungsanlage, was bei der zuneh­men­den Trockenheit immer wich­ti­ger wur­de. Und wir haben seit damals flie­ßen­des Wasser im Haus und im Stall.
Zugleich oder wenig spä­ter beka­men wir Strom, denn die wei­ter oben im Tal erzeug­te Elektrizität muss­te nach Bozen und wei­ter geführt wer­den. Mein Großvater – selbst Elektrotechniker – ver­lang­te für die »Durchfahrt« der Hochspannungsleitung einen eige­nen Transformator, und er bekam ihn auch. Am 30. Jänner 1949 hat­ten wir auf ein­mal Strom und damit leicht ver­teil­ba­re Energie, hat­ten ruß­frei­es Licht und beka­men spä­ter so Dinge wie Kühlschränke und Waschmaschinen. Die Mühle wur­de neu bestellt. Und spä­ter kam noch Telefon (14. Juli 1964); dann 1964 die Autofahrstraße auf den Hof und Wege im Wald, die man mit dem Traktor befah­ren kann.
Inzwischen wird kein Getreide mehr ange­baut, die Förster lau­fen mit klei­nen Funkgeräten durch den Wald und wir alle mit Handys. All das hat die müh­sa­me alte Zeit ver­ges­sen lassen.

Geschrieben am 31. August 2000.